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Höfe in der Norder Straße (Canumer Straße 2)

Der erste Hof. Auf dem Eckgrundstück Canumer Str./Norder Str. stand früher ein Hof, dessen Gebäude wahrscheinlich im Jahre 1891 abgebrochen worden ist. Im Hypothekenbuch wird das Anwesen wie folgt beschrieben: Ein Herd Landes zu Canum groß 55 Grasen nebst Hauß und Scheune an der Nord-Seite des Dorfes.
Der erste bekannte Eigentümer war Wilt Aden Schröder. Er kaufte dieses Anwesen am 21.12.1758 für 3500 Gulden. Wilt Schröder stammte aus Loppersum und heiratete 1759 in Pewsum Mareike Geerds de Buur aus Pewsum. In Canum wurde diesem Ehepaar 1760 noch eine Tochter namens Hiske geboren. Anscheinend hatte Schröder aber zu diesem Zeitpunkt den Hof bereits wieder verkauft an Goecke Gerdes für 3200 Gulden.
Goeke Geerds war mit Styntie Harms verheiratet. Nach der Eheschließung 1730 in Gandersum wohnte das Ehepaar in Petkum, dort wurden 7 Kinder geboren. Styntie Harms verstarb 1773, ihr Ehemann lebte bis 1790 in Canum. Nach seinem Tode erbten die (noch lebenden) Kinder Harm, Evert und Mecke Goecken den Besitz der Eltern.

Vermutlich hat der Sohn Evert Goecken, der sich Evert Goeken Vietor nannte, seine Miterben ausgezahlt. Denn später wird er als alleiniger Eigentümer des ‚Heerd Landes nebst Behausung’ im Werte von 6950 Gulden aufgeführt. Evert Goeken Vietor heiratete 1778 in Canum Daje Jansen Schelken aus Pilsum.
Das Ehepaar hatte nur 2 Kinder, eine Tochter namens Styntje und den Sohn Schelke. Daje Schelken starb 1814 in Canum. Möglicherweise nach ihrem Tod (auf jeden Fall zwischen 1803 und 1823) verkaufte Evert Goeken Vietor den Besitz an den ‚Briefträger’ Lotsche in Emden. Evert Vietor starb 1822 in Emden und wurde in Canum beerdigt.

Nächster Eigentümer war Franz Jacob Leopold Lotsche. Er wurde um 1797 in Emden geboren. Seine Eltern hießen Christian Gottlieb Lotsche und Catharina Elisabeth Mewes, Bürgersleute in Emden. Franz Lotsche hatte mit seiner Haushältern Reenste Janssen Roelfs bereits zwei Kinder, bevor er sie 1836 heiratete. Reenste oder Reinste Janssen Roelfs wurde 1796 in Logumer Vorwerk geboren und starb 1861 in Canum. Franz Lotsche war bereits 2 Jahre vorher durch Selbstmord aus dem Leben geschieden. Die beiden Kinder des Ehepaares Kristian Gottlieb (* 1829) und Catharina Elisa Wilhelmina (* 1836) blieben in Canum wohnhaft. Im Jahre 1872 gebar dann Catharina Lotsche eine uneheliche Tochter, die am gleichen Tag an ‚Schlagfluß’ (= Schlaganfall oder Gehirnblutung) verstarb. Nach Erzählungen der alten Canumer Einwohner scheint es zu einer Straftat der Geschwister bezüglich des Todes dieses Kindes gekommen zu sein. Beide Geschwister kamen ins Gefängnis. Der Bruder verübte daraufhin im Auricher Gefängnis Selbstmord; die Schwester soll nach einiger Zeit wieder freigekommen sein. Im Jahre 1879 heiratete Catharina Lotsche Siept Lammers Willems aus Rysum. Zu Lebzeiten dieses Paares wurde der Hof in Canum abgerissen und ein neues Platzgebäude an der Straße nach Pewsum gebaut. Catharina Lotsche, später auch ‚Madam Lotsche’ genannt, starb 1916, ihr Witwer 6 Jahre später.