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Canumer Kirchstraße 1, Osterstraße 2 und Zur Post 2

Diese 3 Grundstücke bildeten früher eine Einheit. Der erste bekannte Eigentümer dieses Besitzes war der Schulmeister David R. a Tellighuisen oder Tellighuysen. Gemäß Hypothekenbuch kaufte er das Grundstück mit Haus für 80 Gl. Demnach kann es sich nur um ein kleines oder altes Haus gehandelt haben. Die Beschreibung des Grundstücks im Hypothekenbuch lautet wie folgt: Warf in Canum .. im Süden am gemeinen Wege, zum Westen an S. Tellighusen u. Lucke Tammen, zum Norden dem Kirch-Pfade, im Osten aber am Dorf-Wege beschwettet (= grenzend).

David a Tellighuisen war vorher Besitzer des Grundstücks Unnerlang 4/6. Aus seiner Ehe mit Aefke Otten, die vor 1729 verstorben sein muß, stammten die Kinder Neeske und Daniel. Er heiratete 1732 in 2. Ehe Geeske Hoots. Sie starb schon 1737 und hinterließ die Töchter Imke und Bregje. David a Tellighuisen verstarb am 5.12.1749 in Canum. Er war 30 Jahre Dorf - Schulmeister gewesen. Weil man als Schulmeister eines kleinen Dorfes kein Auskommen hatte, war er deshalb im Zweitberuf Bäcker.

Nach dem Tode von David a T. fiel der Besitz an seine beiden Kinder aus 1. Ehe und das Grundstück wurde geteilt. Das Grundstück Zur Post 2 fiel an Daniel a Tellinghusen – das Grundstück Canumer Kirchstr./Osterstr. 2 an seine Schwester Neeske Davids a Tellinghuisen mit Ehemann Harmen Janssen. Im Hypothekenbuch steht:’ Harm Janssen u. Frau haben ihr Haus im Jahre selber umgebaut .. das Hauß .. 400 f werth.; Daniel Tellinghuisen gleichfalls im Jahre 1760’.

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Schmiede

Harm Janssen oo Neeske Davids a Tellinghuisen
Neeske wurde um 1718 geboren, sie heiratete 1742 Harm Janssen aus Uttum. Das Ehepaar hatte 7 Kinder, von denen 2 kurz nach der Geburt starben. Die Kinder Jurke, Jan, Imke, David und Tiabbent erreichten das Erwachsenen-Alter. Während Harm Janssen bereits 1764 verstarb, war seiner Witwe ein für die damalige Zeit ungewöhnlich langes Leben beschieden. Sie starb 1808 im Alter von 90 Jahren.

Im Brandkassen-Register erscheint zwischen 1791 und 1802 als neuer Eigentümer Claas Uilderks. Er war gemäß Hypothekenbuch mit einer Tjabbent Harms verheiratet. Hier liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei Tjabbent um die jüngste Tochter von Harm Janssen und Neeske handelt.

Im Kirchenbuch Canum ist nur ihre Geburt im Jahre 1753 eingetragen. Sie muß danach an einem anderen Ort gelebt haben. Zum nächsten Besitzer-Wechsel kam es vor 1813. Die neuen Eigentümer hießen Jan Harms und Ehefrau Jurke Harms. Im Brandkassen-Register steht als Name Jan Wolthof. Demnach sollte er identisch sein mit Jan Harmannus Wolthof oo Juurke Harms. Dieses Ehepaar lebte seit mind. 1783 in Canum. Jan Wolthof war Schuhmachermeister und stammte aus Hinte. Seine Ehefrau dürfte identisch sein mit der ältesten Tochter von Harm Janssen und Neeske. Im Jahre 1813 starb Jan Wolthof, seine Ehefrau folgte ihm 4 Jahre später (1817) nach. Aus dem Kirchenbuch Canum geht nicht hervor, ob das Ehepaar Kinder hinterließ.

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Canumer Kirchstraße 1 und Osterstraße 2
Die nachfolgenen Besitzer hießen Jan Jppen und Ehefrau Antje Carsjens. Von diesem Ehepaar sind keine Angaben im Kirchenbuch zu finden. Im Brandkassen-Register wird um 1823 als Eigentümer Samuel Eppen (=Samuel Eppen a Tellinghuizen) aufgeführt. Diese Angabe fehlt im Hypothekenbuch. Dort steht stattdessen Ippe Wiards a Tellinghausen. Ippe oder richtiger Eppe Wiards a Tellinghuizen wurde 1791 in Canum geboren. In seinem Sterbeeintrag von 1857 wurde er als lediger Arbeitsmann bezeichnet.

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Canumer Kirchstraße 1

Zwischen 1823 und 1834 erschienen als neue Eigentümer Harm Hinderks Dirksen und seine Ehefrau Jelste Ayelts Landman. Gemäß Heiratseintrag in Woltzeten (1806) kam der Ehemann aus Campen und die Ehefrau aus Woltzeten. Wahrscheinlich stammte aus dieser Ehe nur eine Tochter Jelste Peters Dirksen, die 1809 in Wybelsum geboren wurde.
Harm Hinderks Dirksen war lt. Kirchenbuch Canum Arbeiter. Im Kirchenbuch Wybelsum wird er als Landgebräucher bezeichnet. Im Jahre 1835 starb er in Canum, seine Ehefrau 6 Jahre später in Wybelsum.
Besitznachfolger wurden die Tochter Jelste Peters Dirksen mit Ehemann Claas Heeren Harms. Dieses Paar hat 1841 in Canum geheiratet, kurz danach wurde die Tochter Stientje geboren. Danach scheint die Familie ihren Wohnsitz in Wybelsum gehabt zu haben.
Vom nächsten Eigentümer ist nur der Name Jan Janssen Dirks bekannt. Er dürfte relativ schnell das Grundstück verkauft haben.

Im Hypothekenbuch wird danach Luitjen Fokken Lüppen als Besitzer aufgeführt.Der Schmiedemeister Luitjen Fokken Lüppen hat wahrscheinlich dann als erster in diesem Haus eine Schmiede betrieben. Er stammte aus Loquard und heiratete 1841 in Hamswehrum Trientje Conrads Smidt aus Hamswehrum. Im gleichen Jahr wurde hier noch die Tochter Juste geboren. Jedoch ab mind. 1843 wohnte die Familie in Canum. Hier wurden dem Ehepaar noch 3 Kinder geboren, von denen eines wieder verstarb. Der Vater der Kinder wurde nur 34 Jahre alt und erlag 1847 der Schwindsucht. Zwei Jahre später schloss Trientje Smidt eine neue Ehe mit ihrem Schwager Lüppe Fokken Lüppen, der ebenfalls Schmiedemeister war. 1849 wurde im Kirchenbuch noch die Geburt der Tochter Grietje registriert.

Trientje Smidt war eine Halbschwester des wohl bekanntesten ostfriesischen Auswanderers Thees Smidt. Dieser wagte schon 1847 mit zwei Brüdern die Auswanderung nach Amerika. Im Jahre 1850 folgte dann der ganze Familienclan, Vater, Mutter sowie alle Geschwister – und dazu gehörte auch die Familie Lüppe Lüppen aus Canum. Die Familien wurden in Pekin im Staate Illionois ansässig. Lüppe und Trientje hatten bei ihrem Start in der neuen Heimat einige Schicksalsschläge zu verkraften. Bereits im Jahre 1850 verstarben Trientje’s Kinder aus der 1. Ehe namens Conrad und Peter, sowie die erst 1849 geborene Tochter Grietje aus der 2. Ehe. Das Ehepaar bekam noch weitere 3 Kinder, von denen zwei kurz nach der Geburt wieder verstarben. Es überlebten die Kindheit nur die Tochter Juste (* Hamswehrum) und der Sohn Conrad (* Pekin).

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Osterstraße 2

Thees Smidt gründete mehrere Firmen in Pekin, darunter eine große Pflugfabrik. Jürgen Hoogstraat schreibt in seinem Buch Von Ostfriesland nach Amerika (S. 117) über Lüppe Lüppen: ‚Der zweite Teilhaber , Mr. L. Lüppen, überwacht das Maschinen-Department. Die große Zahl Maschinen in allen Mustern und Dimensionen sind entweder durch Mr. Lüppen erfunden oder durch ihn verbessert. Die ausgezeichnete Art, in welcher alle Arbeit ausgeführt wird, und die Raschheit, mit der die Aufträge erledigt werden, ist zum größten Theile den glänzenden Vortheilen zuzuschreiben, welche dieses für rasche Arbeit eingerichteten Maschinen, die das Zeichen des Genies von Mr. Lüppen tragen, gewähren’.
Im Jahre 1906 wurde der 83jährige Lüppe Lüppen samt Sohn und Schwiegersohn noch in ein Konkursverfahren der Bank ‚Teis Smith & Company’ verwickelt. Lüppe starb 1908 in Pekin, er überlebte seine Ehefrau um 24 Jahre. Nach der Auswanderung von Lüppe Lüppen scheint das Grundstück Canumer Kirchstraße in den Besitz des Schmiedemeisters Friedrich Berends Geun (Göen) gekommen zu sein.

Friedrich Goen wurde in Wolthusen geboren und heiratete 1849 die Petkumer Schmiedemeisters-Tochter Catharina Osterlo. Ihre älteste Tochter Geeske wurde im gleichen Jahr in Petkum geboren, die jüngste Tochter 1851 in Canum. 7 Monate nach der Geburt verstarb die Mutter an den Folgen einer Leberentzündung. Im Jahre 1853 erfolgte die 2. Heirat des Friedrich Geun/Göen mit der Witwe Titia Berends Müller, die ebenfalls in Wolthusen geboren wurde.
Aus dieser Ehe stammten 4 Kinder, von denen eines ungetauft verstarb. Friedrich Geun starb 1890 in Canum.
Im Jahre 1862 wude von diesem Grundstück ein Teil abgetrennt! Dazu weitere Hinweise unter I a = Osterstraße 2.

Der einzige Sohn des Friedrich Geun/Geön hieß Berend Friedrichs Geön. Er war ebenfalls Schmiedemeister und übernahm die Schmiede samt Grundstück. Verheiratet war Berend Geön mit Minste Janssen Coors aus Suurhusen. Das Ehepaar hatte 2 Söhne, Friedrich und Johann. Der älteste Sohn Friedrich wurde wiederum Schmied. Im Alter von 21 Jahren fiel er in Rußland. Berend Geön starb 1944 in Canum, seine Ehefrau lebte noch bis 1953.

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Osterstr. 2
Gemäß dem Hypothekenbuch wurde vom Grundstück Canumer Kirchstr. 1862 ein Teil abgetrennt, der ‚im Osten und Westen 65 ½ Fuß lang, im Süden 32 ½ Fuß und im Norden 36 Fuß breit war’.
Wahrscheinlich war der erste Eigentümer und Erbauer des Hauses Jan Onkes van Hoorn. Ab 1872 ist er zumindest als Eigentümer nachgewiesen. Jan Onkes van Hoorn war Zimmermeister. Er wurde 1828 in Canum geboren und heiratete 1856 Martje Dirks Kerjens aus Pilsum. Das Ehepaar hatte 3 Kinder. Der Sohn Wilhelm Janssen van Hoorn (* 1867) war mit Hauke Rieken verheiratet und hatte 4 Söhne. Jan Onkes van Hoorn verstarb 1912, seine Ehefrau 1914. Ob Wilhelm van Hoorn Besitz-Nachfolger wurde, ist unbekannt. Später kam das Grundstück samt Haus an die Familie Klüver.

Imac
Zur Post 2

II
Zur Post 2
Daniel Davids a Tellinghusen
Ein weiterer Eintrag im Hypothekenbuch lautete: ‚den 23ten May 1766 erschien der Daniel Tellinghuisen u. gewurdigte sein neu angebautes Haus gleichfalls auf 400 Gl. in altem Golde und beglaubte solches durch den gegenwärtigen Goke Gerds einem alten Hausmann aus Canum’.
Daniel wurde um 1724 geboren und starb 1786 in Canum an ‚Kanker in de Rug’ (= Krebs im Rücken). Er heiratete 1770 Bauke Hooren aus Groß-Midlum, die 4 Kinder aus dieser Ehe verstarben früh.
Kurz vor seinem Tode hat Daniel dieses Grundstück an seinen Neffen (Sohn seiner Schwester Neeske) Jan Harms und Ehefrau Grietje/Greetje Dirks ‚aus der Hand’ verkauft für 90 fl.
Das Ehepaar war kinderlos, die Ehefrau verstarb 1809 und Jan Harms, der sich Jan Harms a Tellighuusen nannte, starb im Jahre 1812.

Die zahlreichen Erben verkauften den Besitz im Jahre 1817 an Freerk Sypkes, im Jahr darauf wurde -für 1091 fl. Gold- der Arbeiter Syger Everts/Sieger Everts Roß Eigentümer. Sieger Everts Roß wurde 1787 in Canum geboren, seine Ehefrau Hindertje Nankes stammte aus Twixlum. Das Ehepaar hatte 8 Kinder, von denen 2 früh verstarben. Nach dem Tode seiner Ehefrau im Jahre 1832 wurden im Hypothekenbuch als Eigentümer eingetragen: Syger Evers Ross zu ½ und seine Kinder Geesche, Stientje, Ihtje, Evert, Nanke und Albert die andere Hälfte.

Sieger/Syger Everts Roß schloß eine 2. Ehe 1837 mit Elske Ayelts Reuse, der Witwe des Alderk Hinderks Sluiter. Dieser Ehe entstammte ein Sohn, der den Namen des Vaters Sieger erhielt.
Der zweitälteste Sohn Nanke Everts Roß wurde 1826 in Canum geboren, er ehelichte 1855 Geertje Klaasen van Jennelt aus Suurhusen. Im Jahre 1860 erhält er das Grundstück in Alleineigentum von seinem Vater und seinen Geschwistern. Nanke Roß war Zimmermeister in Canum. Nachdem die 1. Ehefrau an ‚Entbindungsfolgen und Entzündungskrankheit’ 1866 verstorben war, schloß er genau 13 Monate später eine 2. Ehe mit Trientje Friedrichs Schönbeek. Sie war ebenfalls Witwe. Insgesamt hatte Nanke Roß 10 Kinder (aus jeder Ehe 5), von denen allerdings einige jung verstarben. Übrig blieben nur die Kinder Sieger und Hindertje aus 1. Ehe sowie Geertje, Fenna und Ihtje aus 2. Ehe.
In den Brandkassenakten wurden 1924 als Eigentümer genannt: Itje Roß und Ehemann Wilhelm van Ellen. Nach deren Tod ging der Besitz an Sohn und Tochter über.